Schuster bleib bei deinen Leisten...
Am 23. Juni 2021 unterstützte der Ständerat einstimmig die Motion 21.3293 "Forschung über die Verwendung von Holz im Infrastrukturbau als Beitrag zur Dekarbonisierung". Der Bundesrat hatte die Motion zuvor abgelehnt. Angesichts des hohen Anteils an importiertem Bauholz und der unterschiedlichen Festigkeit der verschiedenen Baumaterialien bedauert metal.suisse, dass der Ständerat nicht der Meinung des Bundesrates gefolgt ist.
Die Motion 21.3293 "Forschung über die Verwendung von Holz im Infrastrukturbau als Beitrag zur Dekarbonisierung" zielt darauf ab, einen neuen Markt für den bereits stark subventionierten Holzbausektor zu eröffnen. Bei der Entwicklung des Antrags öffnet der Initiator, Ständerat Jakob Stark, die Front für andere Baumaterialien. Als Vorsitzender der mächtigen Lobbyorganisation Lignum verteidigt er sein Material und positioniert es gegenüber Zement. Die Möglichkeiten von Holz zur Dekarbonisierung sollten nicht unterschätzt werden und spielen sicherlich eine wichtige Rolle in einer nachhaltigen Bauindustrie.
Aber es wäre heute viel zentraler, in großem Umfang Material einzusparen. Ein Ziel, das nur erreicht werden kann, wenn der Leichtbau an Bedeutung gewinnt und jedes Material seine Stärken einbringen kann. Um die CO2-Emissionen zu reduzieren, muss zudem konsequent auf Sekundärmaterialien, d.h. recycelte Materialien, gesetzt werden. So stammen in der Schweiz die Stahlarmierungen, die im Beton für den Bau von Infrastrukturen verwendet werden, zu 100% aus recyceltem Stahl. Die unendliche Wiederverwertbarkeit ist jedoch bei weitem nicht der einzige ökologische Vorteil. Haltbarkeit und Verstärkungsmöglichkeiten sind ebenfalls wichtig, insbesondere beim nachhaltigen Bau von Infrastruktur. Die Stahlbrücken von Gustave Eiffel, wie die Ponte Maria Pia, sind noch heute Ikonen der Baugeschichte. Auch in der Schweiz kennen wir solche Stahlbrücken, wie die Rheinbrücke in Reichenau. Diese denkmalgeschützte Eisenfachwerkbrücke aus dem Jahr 1881 wurde 2015 für die nächsten 40 Jahre instand gesetzt.
Die hohe und sehr einseitige Subventionierung des Holzbaus hat jedoch bedeutende negative Folgen. Die Empfänger von Subventionen sind oft weniger effizient auf dem Markt. Die Verzerrung des Marktes führt zu einem Überangebot oder zu niedrigeren Preisen. Die Folgen können in der gegenwärtigen Marktsituation beobachtet werden. Einerseits ist Holz knapp und nicht verfügbar. Wichtiger ist jedoch, dass ein ganzer Sektor verlernt hat, mit begrenzten Märkten umzugehen. Holz ist auch nicht in unbegrenzter Menge verfügbar. Infolgedessen ist der Anteil des in die Schweiz importierten Holzes hoch. Etwa 70% des verwendeten Materials stammt aus dem Ausland. Neben seinem Beitrag zur Dekarbonisierung hat dieses Holz zwei nicht zu vernachlässigende Nachteile: Der Transport verursacht große Mengen an CO2 und, was zu wenig bekannt ist, die Exportländer begasen das exportierte Holz mit Sulflurylflorid gegen Schädlinge, das 4000 mal klimaschädlicher als CO2 ist. Wie bei den Bioziden gibt es leider auch für importiertes Holz keine Meldepflicht, die Klarheit schaffen könnte. Es ist jedoch festzustellen, dass sich auf dem Jungfraujoch die messbare Menge dieses Klimagases in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt hat und damit der Entwicklung des Holzbaus folgt.
Der Bundesrat hat zu Recht die Ablehnung der Motion vorgeschlagen. In der Schweiz gibt es bereits zahlreiche Forschungsprogramme und öffentliche Programme zur Förderung von Holz.
Verwendung von Holz in der Schweiz zu fördern. Die Auswirkungen sind bei den Marktteilnehmern spürbar, deren Nachfrage das Angebot an Holz, insbesondere aus dem Inland, bei weitem übersteigt.
Die Stärken von Holz liegen nicht im Bau von Infrastrukturen. Die Gemeinde Bätterkinden im Emmental im Kanton Bern kennt ein unschönes Beispiel. Trotz einer Nutzungsvereinbarung musste die 2007 fertig gestellte Holzbrücke über die Emme nach nur 12 Jahren ersetzt werden. Im Jahr 2020 wurde eine neue Stahlbrücke gebaut, um sie zu ersetzen. Die Auswirkungen von Feuchtigkeit auf die Holzkonstruktion waren zu stark. Die Einschränkungen beim Bau von Infrastruktur sind im Allgemeinen sehr hoch. Wenn wir nachhaltig und umweltfreundlich bauen wollen, müssen wir die Materialien verwenden, die während ihrer gesamten Lebensdauer die geringsten Auswirkungen haben. Nachhaltige Materialien haben die Vorteile eindeutig auf ihrer Seite. Anstatt den Holzbau und die Holzindustrie im Ausland zu fördern, wäre es sinnvoller, in die Reduzierung der CO2-Emissionen in der Produktion, in andere, nachhaltigere Materialien und in recycelte Sekundärbaustoffe zu investieren, die den Anforderungen einer nachhaltigen Infrastruktur viel besser gerecht werden. Jedem sein Handwerk!
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